Live: Katatonia + Evergrey + Klogr

Klogr

 

Während das Konzert in Paris und Köln ausverkauft war, ist es in Luxemburg nur gut besucht. Es hätten jedoch noch einige Leute in den Rockhall Club reingepasst. Als Erstes ist Klogr aus Carpi dran, deren Bandname etwas zu tun hat mit dem Weber-Fechner-Gesetz der Psychophysik. In dem geht es darum, wie sich Wahrnehmung durch Stimuli ändern kann.

 

Im Gegensatz zu den verspulten Videos auf den Bildschirmen im Hintergrund ist die Musik allerdings bodenständiger melodischer Rock, der stilistisch ganz gut zu den folgenden Bands passt. Mir gefällt der dynamische Schlagzeuger Filo, dessen Spiel aber gepflegt einfach bleiben muss. Überhaupt ist der Sound jetzt schon top eingestellt.

 

Mich verwirrt, dass Sänger Rusty beim Song „Bleeding“ den Gast-Schlagzeuger Art Cruz von Lamb of God erwähnt. Der war zwar fürs Musikvideo mit dabei, jetzt auf der Tour natürlich nicht. Rustys Gesang ist außerdem ziemlich Geschmacksache.

Evergrey

 

Es ist tatsächlich 20 Jahre her, seitdem ich Evergrey zuletzt in Neunkirchen mit Rebellion, Mystic Prophecy und Razor's Edge gesehen habe und man ihnen vor den Zugaben unsanft den Strom abgestellt hat. Inzwischen sind die Göteborger viel geradliniger und Ohrwurm-lastiger geworden.

 

Der riesengroße Sänger Tom S. Englund hat sich seinen Gesangstil selbst ausgesucht und muss mit „A silent arc“ sofort mit Tenorstimme in die Vollen gehen. Danach kostet die Band ihr Spielvermögen mit „King of errors“ vom großartigen Album Hymns of the broken von 2014 aus. Das versetzt so manche in Staunen von denen, die die Gruppe noch nicht kennen.

 

Evergrey bewegt sich mit diesem eigenen, sehr groovigen Stil zwischen den ausgetretenen Genre-Pfaden. Zu heavy für die Progrocker, zu melancholisch für die Powermetaller, zu gefühlvoll für die Hartwurzler. Englund ist indessen mit dem stimmlichen Vermögen sozusagen der „Johan Hegg des melodischen Metals“.

Setlist Evergrey

 

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Katatonia

 

Die Hauptband aus Stockholm kommt dann zu Guter Letzt auf die Bühne. Leider hat sich Katatonias Sänger Jonas nicht zu Evergrey gesellt, als die ihren gemeinsamen Song „Cold dreams“ gespielt haben. Vielleicht zu müde nach der langen Tour?

 

Im Moment werden die neuen Songs „Thrice“, „Wind of no change“ oder „In the event of“ als zu stark eingeschätzt. Die verhaltene Zuhörerschaft zeigt, dass deren Zugkraft echt nicht so pralle ist. Auch wenn Thrice diese tolle zweite Song-Hälfte hat.

 

Die bewährten Sachen zünden viel besser, wie „Soil's song“ beweist. Weiter als zum Great-Cold-Distance-Album gehen die Stockholmer nicht zurück. Über die Jahre zum geheimen Hit gereift ist das sanfte und vertrackte „The longest year“. Das groovt wie das besagte Metalschwein.

 

Katatonias Musik gibt es eigentlich nicht so recht her, aber sie drehen die Verstärker live stets so derbe auf, dass man zwar einerseits erfreut in Bewegung gesetzt wird, damit aber andererseits die fragilen Stücke plattgewalzt werden. Jonas' Gesang ist dann auch kaum noch zu vernehmen.

 

Ich vermisse die Gitarristen Anders und Roger, aber die Band scheint recht gut ohne sie und mit Nico sowie Sebastian zurecht zu kommen. Jonas feiert seinen Bass-Kollegen Niklas richtig ab. Daniel am Schlagzeug trommelt ebenso tadellos.

Setlist Katatonia

Fazit

Evergrey mit einem der stärksten Auftritte dieses Jahres, Katatonia liefert solide ab

 

Klogr haben eindeutig zu wenige ganz große Hits, die eine Menge mitreißen können. Die Leute in der Rockhall würdigen aber ihren symphatischen und gut aufgelegten Auftritt.

 

Katatonia hab ich schon besser geshen. Dennoch ist es immer schön, diese starken und eigenständigen Songs mit jeder Menge echter Fans anhören zu können. Die Titel vom neuen Album Nightmares as extensions of the waking state würde ich anders aussuchen oder ganz weglassen.

 

Evergrey kommt mit ihrer gelungenen Performance ganz klar in meine Top-Fünf-Liste des Jahres. Da hat alles gestimmt, auch die bescheidenen Ansagen von Sänger Englund waren recht witzig.

 

Meine Top 5 Liste Live 2025

 

Infos zum Konzert

Katatonia Live 2025/26

Evergrey Live 2025/26